Donnerstag, 23. Februar 2012

Vortrag Silvia Stolz

Am Dienstag, 22. Februar, hielt Silvia Stolz in Berlin einen Vortrag. Am besten war der Anfang, denn er enthält den ganzen Irrtum der Holocaust-Leugner:

„Wer heute seinem Volk nützen will“, sagte Silvia Stolz sinngemäß, „wird als Nazi bezeichnet. Und der Begriff Nazi ist besetzt mit dem größten vorstellbaren Verbrechen. Auf diese Weise soll der Volkstreue außer Gefecht gesetzt werden.“
Weiter sprach Frau Stolz darüber, was man gegen diese Strategie tun könne. Ihr Vorschlag: die Bezeichnung Nazi akzeptieren und den Holocaust bestreiten.

Nett und sympathisch: Silvia Stolz


Das nützt aber genauso wenig wie die umgekehrte, von der NPD empfohlene Vorgehensweise, den Nazi-Vorwurf vehement zu bestreiten und die offizielle Holocaust-Version zu akzeptieren (siehe Holger Apfel neulich im „Spiegel“).
Beides nützt nichts, weil der eigentliche Vorwurf ein ganz anderer ist. Nationalsozialismus und Holocaust werden nur ins Feld geführt, weil es die schnellste und bequemste Art ist, nationale Forderungen zurückzuweisen. In Wirklichkeit geht es nicht gegen „Nazis“, sondern gegen die nationale Haltung als solche. „Wer seinem Volk nützen will“ ist an sich schon – ohne daß er mit Nationalsozialismus und Holocaust irgendetwas zu tun hat – aus der Politik ausgegrenzt. Eine nationale Position läßt sich nicht durchsetzen und wird sich nicht durchsetzen lassen.
Warum das so ist, wissen nicht nur die Nationalen nicht, sondern auch die anderen können es meist nicht gut begründen. Sie haben einfach das Gefühl, daß der Nationalismus irgendwie böse und inhuman ist, und greifen daher auf die Nazi-Keule zurück.
Es gibt aber ganz andere, stichhaltige Gründe dafür, daß der Nationalismus des 18. und 19. Jahrhunderts für die Zukunft nichts taugt. Diese Gründe sind allerdings nicht so plakativ. Sie verlangen eine kühle Reflexion.
Es gibt heute eine Technik, die in sich global ist und die Welt ständig kleiner macht. Mit dem Flugzeug ist man in wenigen Stunden an jedem beliebigen Ort. Mit dem Internet in einer Minute. Wenn in Rußland ein Atomkraftwerk explodiert, sind in Bayern die Pilze vergiftet. Es ist billiger, Früchte und Blumen über tausend Kilometer zu transportieren, als sie um die Ecke anzubauen. Die Kleidung, die wir tragen, wäre unbezahlbar, wenn sie nicht aus Indien oder China stammte. Das gleiche gilt für Computer und Kaffemaschinen.
Es ist also, schlicht gesagt, Schwachsinn, zum alten Nationalstaat zurückkehren zu wollen. Und diesen Unsinn kauft das Volk nicht ab. Deshalb haben die nationalen Parteien keine Chance. Nationalismus hat höchstens dort eine vorübergehende Chance, wo es darauf hinausläuft, als schwaches Land mehr von den stärkeren, vor allem von Deutschland, abzuschöpfen. Bei den Deutschen selber funktioniert dieses Vorhaben natürlich nicht. Weil wir stark sind, brauchen wir umgekehrt die schwächeren Länder als Abnehmer unserer Produkte. Deshalb wählen die Deutschen nicht rechts. Das Volk ist zwar einfältig, aber nicht schwachsinnig. Es weiß, wo seine Arbeitsplätze und Produkte herkommen.
Der nationale Gartenzwerg

Der besondere Witz besteht nun darin, daß gerade die Nationalsozialisten gar keinen Nationalismus im traditionellen Sinne mehr vertreten haben. Deshalb haben sie sich schon damals gegen andere nationale Gruppierungen durchsetzen können. Es ging um Großraumordnung (die Vorstufe zur „Weltordnung“), um das Reich und um die Rasse. Alles Prinzipien, die sich auf die moderne technisch-wirtschaftliche Entwicklung beziehen lassen. Daß die Bemühungen um „Autarkie“ als Kriegsvorbereitung dienten, wird nur jemand abstreiten, der Hitler für einen „Rhetor und einen Biedermann“ hält. Das Zitat stammt von Ernst Nolte. Es bezieht sich allerdings nicht auf den Krieg, sondern auf den Holocaust. Der Historiker räumt ein, daß es etliche ungeklärte Fragen zu diesem Thema gibt, für ihn jedoch überwiegen die Argumente, die für eine zielgerichtete Massentötung sprechen. Eines dieser Pro-Argumente besteht für Nolte in der „extremen Unwahrscheinlichkeit, daß Hitler lediglich ein Rhetor und ein Biedermann war“ (E.N., Späte Reflexionen, Wien/Leipzig 2011, S. 84).
Immer älter, immer klüger: Ernst Nolte

Jemand, der Hitler trotz der „extremen Unwahrscheinlichkeit“ für einen Biedermann hält, ist Silvia Stolz. Sie glaubt, daß die Juden unser Unglück sind, aber sie glaubt nicht, daß die Nazis ernst gemacht haben. Sie glaubt auch, das kam gegen Ende des Vortrags zur Sprache, daß die Deutschen „nicht nur an sich selbst denken“. Sie denken mit Vorliebe an „das Ganze“. Hegel nennt es „Geist“. Trotzdem glaubt sie an die nationale Gartenlaube, wo wir unsere Kartoffeln selbst anbauen und die Pullover aus Schafwolle stricken. Man könnte meinen, daß es sich hier um eine typisch weibliche Rückzugshaltung und Sentimentalität handelt. Doch das hat nicht mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit der Ghettoisierung. Wer immer klein gehalten wird, neigt auch zum kleinen Denken.
Es wäre tatsächlich erfolgversprechender, an den Nationalsozialismus anzuknüpfen als an einen veralteten Nationalismus. Dann müßte man allerdings den Nationalsozialismus von nostalgisch-biedermännischen Vorstellungen freimachen. Und das erste wäre das offene Eingeständnis der Verbrechen.
Der deutsche Geist

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