Mittwoch, 21. März 2012

Rasse 5

Der amerikanische Biologe Richard Dawkins („The Selfish Gene“) kämpft unverdrossen für die Evolutionslehre. In Amerika wird prozessiert, ob die Schüler weiterhin mit Naturwissenschaft „indoktriniert“ werden dürfen, oder ob „alternativ“ auch die Schöpfungslehre oder irgendwelche esoterischen Vorstellungen „zur Diskussion gestellt“ werden müssen. Analog zur „deutschen Physik“, die von übereifrigen NS-Wissenschaftlern propagiert wurde, entsteht hier eine „demokratische Biologie“ mit Lämmern, die friedlich neben Wölfen liegen, und sprechenden Einhörnern, die von Gott geschaffen wurden, als er (oder sie) nicht mehr ganz nüchtern war.

Daß vor hundert Jahren die Physik und heute die Biologie Anlaß zum Streit gibt, ist kein Zufall. Es hängt vor allem damit zusammen, daß im Universum wohl nicht mehr viel zu entdecken ist, was für den Menschen von Belang ist, während die großen Erkenntnisse der Biologie (bzw. Biochemie) erst noch bevorstehen. Die Evolutionslehre (1859) und die Struktur des Erbgutes (1953) geben nur die Grundlagen: Für die Zukunft sind Aussagen über Intelligenz und Charakter des Menschen zu erwarten, die zu schärfsten politischen Auseinandersetzungen führen werden. Da gilt es als Vorsichtsmaßnahme, die Autorität der Biologie anzuzweifeln.
Bekennder Biologist: Richard Dawkins
Es fragt sich, wie wirkungsvoll Dawkins Bemühungen sind. Seine Bücher werden eher von Fans gelesen als von Gegnern. In „Die Schöpfungslüge“ (Berlin 2012) entpuppt sich der Wissenschaftler als passionierter Hundefreund. Auch Charles Darwin soll übrigens Hundeliebhaber gewesen sein: „Wer würde Hunde nicht lieben? Sie sind doch so gute Kameraden!“ Entsprechend viele Gedanken macht sich Dawkins über die Herkunft der Hunderassen. Sie sind kein Produkt der Natur. Natürlicherweise entstehen unterschiedliche Rassen nur dann, wenn entweder große Entfernungen oder schwer zu überwindende Hindernisse wie Gebirge oder Ströme die verschiedenen Populationen derselben Art voneinander trennen. Dann pflanzen sich die Tiere nur innerhalb einer Population fort, und mit der Zeit entstehen Unterschiede, die mit der jeweiligen Umgebung und Lebensweise zusammenhängen. So haben die Weißen im sonnenarmen Klima ihre Pigmentierung verloren. Eine innere Hemmschwelle, sich mit Angehörigen anderer Rassen fortzupflanzen, besteht nicht. Man sieht es bei jedem Spaziergang, wenn große edle Hunde sich an kleine Pinscher heranmachen und umgekehrt. Es ist eine naive Erwartung, daß Menschen sich vor „Rassenschande“ aus eigenem Antrieb hüten. Das tun sie nicht. Bei ihrem Hang zur Vermischung folgen sie einem durchaus natürlichen Bedürfnis, das alle Sexualpartner der eigenen Art einbezieht. Und zur selben Art gehören alle Menschen. Das Verbot von Rassenmischungen mit dem Hinweis, daß sich „Elefanten ja auch nicht mit Giraffen paaren“, greift biologisch daneben. Elefanten und Giraffen gehören verschiedenen Arten (species) an, Schwarze und Weiße gehören zur selben Spezies. Sie sind Unterarten (subspecies). Der entscheidende Unterschied besteht darin, daß verschiedene Arten sich nicht untereinander fortpflanzen können. Auch bei einer künstlichen Befruchtung im Reagenzglas entwickelt sich keine Frucht. Ganz anders sieht es bei den unterschiedlichen Rassen aus: einer Vermehrung steht nichts im Wege, wenn beide in den gleichen Lebensraum gelangen.
Allzeit bereit zur "Rassenschande""
Was zur Rassereinheit führt, sind zwei mögliche Faktoren: entweder eine geographische Entfernung - oder der Eingriff eines Züchters, der die Tiere bewußt und gewaltsam trennt. Das ist das Geheimnis der Hundezucht, von der Dawkins anerkennend spricht. Die Tiere werden nicht von der Leine gelassen, damit sie keine Gelegenheit zur Vermischung haben. Ist es doch einmal passiert, werden die Welpen nicht weitergezüchtet. Dafür transportiert man die Rüden über Hunderte von Kilometern zur passenden Hündin. Das Sexualleben der Tiere ist vom Menschen streng reglementiert.
Alte Nutztierrassen: wieder im Kommen
Durch den planmäßigen Eingriff, so erklärt Dawkins, wird die Evolution enorm beschleunigt. Während natürlicherweise Tausende oder Millionen von Jahren vergehen müssen, bis sich eine Population von der anderen schrittweise entfernt, schafft der Züchter bereits in relativ kurzer Zeit eine sichtbare Veränderung oder gar eine neue Rasse. Und das ohne jede Genmanipulation, nur durch gezielte Fortpflanzung: „Beobachtet man den Prozeß über Jahrhunderte, dann ist es keine leere Phantasie zu meinen, Hundezüchter hätten Hunde wie Ton modelliert und mehr oder weniger nach Belieben in Form gebracht, gezogen und geknetet. In Wirklichkeit kneten wir natürlich nicht Hunde aus Fleisch und Blut, sondern ihren Genpool.“
Auch das war mal ein Wolf

Erinnern wir uns an den „Brief über Breker“: Der Bildhauer gibt vor, was die Menschenzüchter nachbilden sollen. Solche Intentionen werden Breker vorgeworfen. Wahrscheinlich zu Recht. Zu Unrecht jedoch behandelt man diese Vorstellungen als reine Hirngespinste, die nur zur Diskrimierung von „Minderrassigen“ dienen sollen. Dabei ist der Gedanke einer genetischen „Modellierung“ durchaus realistisch. Man darf nur nicht die natürliche Evolution, die in unvorstellbarer Langsamkeit vor sich geht, zum Maßstab nehmen, sondern die Methode der Züchtung. Wie rasch sich auf diese Weise erstaunliche Ergebnisse erzielen lassen, sieht man an dem Erscheinen neuer Rassen, die für die Landwirtschaft oder für den Heimtiermarkt gedacht sind.
Die meisten gab es vor 50 Jahren noch nicht
Für den Menschen gilt prinzipiell das gleiche: „Der politische Widerstand gegen eine eugenische Menschenzüchtung schlägt manchmal in die höchstwahrscheinlich falsche Behauptung um, sie sei nicht möglich“ erklärt Dawkins. „Sie sei nicht nur unmoralisch, so hört man, sie werde auch nicht funktionieren. Doch zu sagen, etwas sei moralisch falsch oder politisch unerwünscht, bedeutet leider in der der Regel nicht, daß es nicht funktionieren würde. Ich habe da gar keine Zweifel: Wenn man es sich in den Kopf setzt und sowohl ausreichend Zeit als auch ein politischer Wille vorhanden ist, könnte man eine Rasse von Super-Body-Buildern oder Super-Hochspringern züchten“. Auch auf „Musiker, Dichter und Mathematiker“ weitet der Biologe diese Voraussage aus, und zwar deshalb, weil sich gerade bei Hunden auch mentale Fähigkeiten züchten lassen, wie sie zum Hüten von Schafen oder Bewachen von Gebäuden oder zum Fahnden nach Gegenständen nötig sind.
Blindenhund
Lawinenhund
Dabei kommt einem Jürgen Riegers legendäre Sammlung „deutscher DNA“ wieder in den Sinn. Wahrscheinlich hat es solche Aktivitäten nie gegeben. Aber Rieger wird sie gelegentlich propagiert haben. Mit Dawkins sind wir auch hier einen Schritt weiter: Man kann derartige Pläne ablehnen und verwerfen, aber man kann sie nicht mehr als Spinnereien erklären. Die künstliche Befruchtung ist heute bereits Routine, die Verwendung von Leihmüttern in Deutschland zwar verboten, aber in den USA vielfach erprobt, und DNA läßt sich über große Zeiträume einfrieren. Auf diese Weise würden die finanziellen Mittel zur Geburtensteigerung zumindest ein voraussehbares positives Resultat erzielen. Die Frage ist, wie gesagt, ob wir das wollen oder nicht.
Jürgen Rieger

Bisher gehen wir bei den Menschen davon aus, daß sie so sind, wie die Natur es gewollt hat. Sie sind anscheinend das Resultat jener „Züchtung“, die von natürlichen Einflüssen wie Geographie, Klima, Vegetation, Wildbestand und einer geschlechtlichen Anziehung bestimmt wird. So soll es nach allgemeiner Auffassung auch bleiben. Die Natur soll herrschen und nicht irgendwelche Vorstellungen von „Rassereinheit“, die es in der Natur nicht gibt. Das stimmt auch, wie wir gesehen haben. Ein „Rassebewußtsein“ liegt den Tieren fern. Es gibt auch keinen evolutionären Grund, ein solches Rassebewußtsein (oder eine instinktive Abscheu vor fremden Rassen) zu entwickeln, weil diese sich natürlicherweise nicht begegnen. Die Entstehung von Rassen beruht ja gerade auf einer räumlichen oder sonstigen gearteten Trennung, die von den Individuen nicht überwunden werden kann. Zusätzlich eine psychologische Hemmung einzubauen, wäre schlicht überflüssig, und mit überflüssigen Mätzchen gibt die Evolution sich nicht ab.
Etwas anderes ist die Furcht vor Fremden: sie ist tatsächlich genetisch angelegt, und die Ablehnung, die fremden Rassen normalerweise entgegengebracht wird, beruht auf dieser Fremdenfurcht. Sie verliert sich aber, wenn die fremdartig aussehenden Menschen in der unmittelbaren Umgebung häufig vorkommen, und wenn wir an ihren Anblick von Kind an gewöhnt sind. Daraus erklärt sich die Tatsache, daß in Mitteldeutschland und speziell in ländlichen Gebieten die Aggression gegen Zuwanderer viel stärker ist als in westlichen Großstädten: der Unterschied beruht einzig in dem Gewöhnungsfaktor. Wenn also die Bevölkerung sich immer stärker vermischt, werden die Vorbehalte gegen „Fremde“ immer kleiner. Das ist ein natürlicher Vorgang, an dem sich nichts ändern läßt. Der Abwehrreflex wird dann durch andere Kennzeichen ausgelöst, die mit der Rasse nichts zu tun haben. Es könnte die soziale Deklassierung sein – oder auch die politische Ausgrenzung. Der „gesunde Fremdenhaß“ wendet sich ganz schnell gegen uns selber.
Irgendwelche politischen Appelle zur Rassereinheit sind nutzlos. Wo keine natürlichen Instinkte vorhanden sind, läßt sich an nichts appellieren. Andernfalls hätte die nationalsozialistische Regierung wohl kaum gleich zu Anfang die berüchtigten „Rassegesetze“ geschaffen, die ähnlich funktionierten wie die Vorschriften gegen Falschparken: Wer erwischt wird, bekommt eine Strafe. Unser Staat geht gegen die Kinderlosigkeit mit dem komplementären Mittel vor: wer Kinder kriegt, wird belohnt. Um ein Ziel zu erreichen, schlägt man jeweils einen Umweg ein: einmal über die Angst, im anderen Fall über die Gier. Beides sind natürliche Instinkte, von denen man eine starke Wirkung erwarten kann. Ihre freundlichen Gefühle gegen Juden vergaßen die Deutschen nach 1933 sehr schnell und mieden aus Furcht jeden weiteren Umgang, geschweige denn einen geschlechtlichen. Und heute entdeckt so manche Frau ihre „schlummernde Sehnsucht“ nach Kindern, sobald das zu erwartende Kindergeld höher ist als das zu erreichende Gehalt.
Dieses Arrangement hat allerdings einen Nachteil: die Frauen, die sich darauf einlassen, sind meist die schlechtbezahlten und schlecht ausgebildeten. Also sind es nicht die schlauesten und die dazugehörigen Partner ebenfalls nicht. Und so „züchtet“ man durch die sogenannte Familienpolitik unfreiwillig eine Niederrasse heran.
Der Protest gegen diese Niederzüchtung ist noch schwieriger als der Protest gegen die Rassenmischung. Der Grund dafür ist einfach: Während es von den Weißen Milliarden Vertreter gibt und sie in ihren Stammgebieten bisher noch die Mehrheit stellen, sind die Intelligenten gegenüber den Dummen deutlich in der Minderheit. Wenn sich nun die wenigen Intelligenten gegen die vielen Dummen erheben und ihnen das Recht absprechen, Kinder zu produzieren (bzw. Kindergeld zu kassieren), stürzt sich die Meute sogleich darauf. Wenn die Intelligenten wohlhabend oder reich sind, haben sie zwar Mittel zur Verfügung, sich zu verteidigen – doch vorwiegend leben die Reichen von der Masse, der sie Waren und Dienstleistungen verkaufen müssen. Es gibt also kaum eine Motivation, auf diesem Gebiet aktiv zu werden.
Man könnte nun sagen: Was heißt überhaupt Intelligenz? Und warum soll das Kind unbedingt diesen Normen entsprechen? Darüber läßt sich – wie über die Vorzüge der einzelnen Rassen – stundenlang streiten. Tatsache ist aber, daß das „Jobangebot“ in der Zukunft immer anspruchsvoller wird – und zwar anspruchsvoll in genau der Richtung, die von normierten Intelligenztests abgeprüft wird. Für die weniger Geeigneten oder Andersgearteten, oder wie immer man sie höflich bezeichnen will, gibt es hingegen immer weniger bezahlte Tätigkeiten. Was ist also das Ergebnis einer zivilisatorisch manipulierten Evolution, wie sie jetzt abläuft? Daß nicht nur wenige Junge für viele Alte, sondern auch wenige Intelligente für viele Dumme und vielleicht wenige Weiße für viele Farbige die gesellschaftliche Leistung erbringen müssen. Das kann keine Lösung sein.

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