Donnerstag, 15. März 2012

Nachricht 5


Der Krieg ist verloren“, so beginnt ein Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 8. März 2012. Die Rede ist vom Krieg in Afghanistan: „Niemand möchte es offen aussprechen – aber der Westen kann einen Krieg gegen religiöse Fanatiker nicht gewinnen.“ Die liberale Zeitung steht in der Außenpolitik auf der Seite der Amerikaner. Sie gibt nur ungern eine solche Niederlage zu. Doch um die Wahrheit kommt keiner mehr herum.

Die Amerikaner ziehen in aller Stille ab


Noch einmal: „Der Westen kann einen Krieg gegen religiöse Fanatiker nicht gewinnen.“ Die Niederlage ist also nicht zufällig. Sie folgt einem Prinzip. Der Westen hat zwar Geld und Waffen, aber keine geistigen Ressourcen mehr, die dem Gegner gewachsen sind. „Die Illusion des Westens“, so die Zeitung weiter, „bestand in seinem naiven Materialismus.“
Das galt auch schon für den früheren Gegner der afghanischen Taliban, die Sowjetunion: „Nicht anders ist es seinerzeit den Russen ergangen.“ Es ist schon bemerkenswert, wie die einstigen Erzfeinde USA und Sowjetunion jetzt in die gleiche Reihe gestellt werden: „Die Besatzungsmacht“, so heißt es von den Sowjets, „fördert die Modernisierung, sucht ein weltliches (damals kommunistisches) Regime zu stützen – und die Bevölkerung reagiert mit erbitterten Widerstand.“ Vor dem Hintergrund der islamischen Bedrohung erscheinen Rußland und Amerika wie Verbündete. Zuletzt waren sie das im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland. BEIDE RICHTEN SICH ALS MODERNISTEN UND HUMANISTEN GEGEN EINE ZIVILISATIONSFEINDLICHE MACHT. Es ist unübersehbar, daß sich hier eine Konstellation wiederholt. Der Islam erscheint als PLATZHALTER einer Bewegung, die vor 70 Jahren scheinbar verschwunden ist und sich mit verfremdetem Antlitz wieder erhoben hat. Entsprechend stellt Ernst Nolte in seinem Buch „Widerstand“ den Nationalsozialismus und den Islamismus als Widerstandsbewegungen gegen die Moderne dar. Nolte hält allerdings auch den Kommunismus für eine solche „Widerstandsbewegung“. Das ist falsch. Der Kommunismus ist der schärfste Ausdruck des Fortschrittswillens. Diese Spitze ist bereits abgebrochen.
Es stellt sich nun die Frage, ob Deutschland seinen Krieg gegen die Russen und Amerikaner noch hätte gewinnen können durch einen Widerstand, der – ähnlich wie in Afghanistan – in einem militanten Rückzug auf den eigenen Glauben und die eigene Identität bestanden hätte. Das Prinzip WERWOLF also. Nichts anderes praktizieren die Taliban-Kämpfer, die sich selbstmörderisch der „einzigen Weltmacht“ entgegenstellen. Und sie haben gesiegt. Nicht nur im Fall Afghanistan: Seit Vietnam scheitern die Amerikaner immer öfter an dieser Werwolf-Mentalität. „Der Westen kann einen Krieg gegen religiöse Fanatiker nicht gewinnen.“ Was aber sind „religiöse Fanatiker“? Es sind Leute, denen ein Menschenleben einschließlich des eigenen wenig gilt. Insofern waren auch die Nationalsozialisten „religiöse Fanatiker“. Hätten wir den Krieg noch gewinnen können?
So sehen die "Werwölfe" heute aus

Original-Werwölfe (ohne Echtheitsgarantie)


Nein. Denn damals standen USA und Sowjetunion viel besser da als gegen Ende des Jahrhunderts. Beide Systeme besaßen den GLAUBEN an sich und die eigene historische MISSION, sie waren noch optimistisch und innerlich stark. Die vom Westen und vom Osten vertretenen Werte waren noch nicht diskreditiert durch das Scheitern der jeweiligen Systeme. Aus dieser Stärke heraus hätten sie den deutschen Widerstand in jedem Fall gebrochen. Notfalls wie bei den Japanern mit der Atombombe. Heute werfen die Amerikaner keine Atombombe mehr. Das ist erfreulich, aber es unterbleibt nicht aus Humanität, sondern aus Schwäche. Die historische Selbstgewißheit ist nicht mehr so groß, daß jedes Opfer in Kauf genommen wird. Man hat Angst vor der Weltöffentlichkeit. Die Weltöffentlichkeit protestiert gegen das Vorgehen der USA. WEIL MAN DEM LAND SEINE MISSION NICHT MEHR ABNIMMT. Schon im Vietnam-Krieg waren die Proteste ein Grund für den Abbruch. So gewinnt man keinen Krieg gegen entschlossene und opferbereite Völker. Die Amerikaner greifen zwar noch ein, aber sie greifen nicht mehr durch. Ein ähnliches Verhalten konnte man beim Niedergang der Sowjetunion beobachten. Es gab – anders als befürchtet – keine russischen Panzer, die in Polen oder in Leipzig einrückten. Anders als noch zu Zeiten des Prager Frühlings. Und schließlich erkor sich der Apparat mit Gorbatschow seinen eigenen Totengräber.
Es ist nicht so sehr die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Westens, die zur Niederlage führte. Unter aktuellen Voraussetzungen hätte Deutschland den Krieg nicht verloren. Aber damals hatten die „Supermächte“ noch eine Zukunft vor sich und entsprechend waren sie motiviert. Für Deutschland kam der Krieg zu früh, aber warten hätte das gleiche Ergebnis gehabt. Das Experiment Nationalsozialismus war auf Grund der historischen Lage zum Scheitern verurteilt. Heute sieht diese Lage anders aus.
Was hat im Fall Afghanistans „Bolschewismus und Plutokratie“ zu Fall gebracht? Der Zeitungsartikel nimmt an: „Die Illusion bestand in einem naiven Materialismus, der von der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse eine demokratische Kultur und von dieser auch gleich Pluralismus, Toleranz und aufgeklärte Religion erwartet.“ Ob es sich beim Materialismus nur um eine dumme Illusion handelt, ist die Frage. Haben sich denn die Lebensverhältnisse in Afghanistan bislang durchgreifend gebessert? Gibt es dort einen Wohlstand wie im Westen oder wenigstens Sicherheit wie im Osten? Mitnichten. Es könnte sehr wohl sein, daß die Gleichung stimmt: Wenn ein steigender Wohlstand garantiert werden kann, dann werden die Menschen auch tolerant und liberal. Nur war der Osten nicht imstande, diesen Wohlstand herzustellen. Und der Westen ist es auch nicht mehr. Schon wegen der Ressourcenknappheit ist nicht damit zu rechnen, daß es in Afghanistan in ein paar Jahren so aussieht wie in Kalifornien. Eher verwandelt sich noch Kalifornien in eine Elektroschrotthalde. Unsere amerikanischen Besatzungsmächte sind noch in der Lage gewesen, in kurzer Zeit ein „Wirtschaftswunder“ auf den Weg zu bringen. Da fiel es keinem Deutschen ein, sich zum Nationalsozialismus zurückzusehnen. Doch hätten zehn Jahre nach dem Einmarsch in Deutschland immer noch Hunger, Krankheiten und Unordnung geherrscht hätte, dann hätte die Stimmung anders ausgesehen.
Der Grund für die Schwäche des Westens ist die Krise der Wirtschaft und die Unfähigkeit, weiterhin Wohlstand zu schaffen. Und der Grund für das Scheitern des Kommunismus war der bleibende Mangel. Die MATERIALISTEN können nur am MATERIELLEN scheitern. Es hat keinen Sinn, Linken und Liberalen irgendwelche Ideale entgegenzuhalten. Erst wenn die materiellen Versprechungen geplatzt sind, entsteht wieder Raum für geistige Konzepte. Dieser Raum ist in den letzten Jahrzehnten größer geworden. Deshalb kehrt auch die Religion wieder. Die Frage ist aber, ob der Islam auch nur annähernd in der Lage ist, das geistige Vakuum zu füllen.

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