Freitag, 2. März 2012

Rasse 2

Nehmen wir einen einfachen Fall: die Chinesen. Sie gehören ganz offensichtlich einer anderen Rasse an als die Europäer bzw. „die Weißen“, um die Nordamerikaner mit einzuschließen. Keiner kann es bestreiten: sie sehen ganz anders aus als wir. Was sich im Inneren abspielt, kann man nicht wissen. Man muß es aus den Äußerungen erschließen.

In den Erinnerungen des letzten Kaisers werden die Welt des alten China und die „Verbotene Stadt“ mit ihren Kunstschätzen sowie die traditionelle Erziehung des Thronerben eindrucksvoll beschrieben. Dabei fällt eines auf: Der Ex-Kaiser wirkt nicht nur sympathisch und intelligent, er wirkt vor allem europäisch. Keiner seiner Gedanken erscheint fremdartig. Man muß sich beim Lesen immer wieder vor Augen führen, daß der, der da schreibt, die Schlitzaugen und das gelbe Gesicht hat, weil man sich sonst unwillkürlich jemand vorstellt, der so aussieht wie wir.
Die Rassenunterschiede sind, was die Mentalität betrifft (mens = Geist) wahrscheinlich nur gering. Man darf nicht annehmen, daß Angehörige anderer Rassen ein völlig anderes Gefühlsleben haben und Gedanken, die für uns gar nicht nachvollziehbar sind. Daß aber kleine Unterschiede große Folgen haben können, sieht am Beispiel von Mensch und Affe. Da beträgt der genetische Unterschied nur ein bis zwei Prozent.
Während Pu Yi uns schnell vertraut wird, wirkt die chinesische Kultur völlig fremdartig. Im Umkreis des Kaisers spielen die Farbe Gelb und das Motiv des Drachens eine zentrale Rolle. Das Schönschreiben (Kalligraphie) wird ernst genommen wie bei uns chemische oder physikalische Formeln. Insgesamt fehlt ihnen die Fortschrittsdynamik, was heute wieder anziehend wirkt. Über tausend Jahre bleibt alles beim Alten. Diesen Traditionalismus schätzt der Chinese.
Aber nur solange, bis er in Berührung mit der europäischen Kultur kommt. Bei Pu Yi geschieht es in der Gestalt seines Englischlehrers. Von allem, was Mr Johnston sagt, ist der junge Kaiser begeistert. Bald will er auch ein Telefon, ein Auto und europäische Kleidung. Obwohl chinesische Gelehrte und Würdenträger ihn umgeben, gilt alles nichts mehr, sobald ein durchschnittlicher Vertreter Europas auftaucht. Das alte China verwandelt sich in ein schönes Museum, das man gern erhalten möchte, doch das Leben wird von modernen Apparaten und modernen Gedanken bestimmt:
„In diesen Jahren war ich noch viel mehr zu der Überzeugung gelangt, daß alles Ausländische gut und alles Chinesische – mit Ausnahme des Kaisertums, versteht sich – schlecht sei. Der Anblick eines Speermint Kaugummis oder einer Aspirintablette von Bayer genügte, um mich über die hoffnungslose Tölpelhaftigkeit der Chinesen im Vergleich zur Superintelligenz der Ausländer seufzen zu lassen.“
Wieder zeigt sich, daß der Unterschied zwischen Chinesen und Europäern so groß nicht ist. Beide haben die gleichen Wünsche nach Schnelligkeit, Bequemlichkeit und nach Neuigkeiten. Daher braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Asiaten sich ehrgeizig und erfolgreich die europäische Welt aneignen. Auch nicht darüber, daß sie neue Erfindungen machen und Dinge weiterentwickeln. Denn sie haben gelernt, was Weiterentwicklung bedeutet, und welche Vorteile sie bringt.
Die Frage bleibt jedoch, ob eine spezifische Fähigkeit oder ein besonderer Drang dazu gehört haben, um die historische Dynamik zu entfesseln. Ein WILLE ZUR MACHT, der sich von der chinesischen MACHTENTFALTUNG weniger quantitativ als qualitativ unterscheidet.
Allerdings handelt es sich hier nur noch um eine historische Frage. Den spezifisch weißen Willen, wenn es ihn gibt, brauchen wir vielleicht gar nicht mehr. Im Gegenteil, für die Naturerhaltung wäre er sogar verhängnisvoll. Den Ausdruck „CHINESISCH“ gebrauchte Nietzsche übrigens für alles, was starr und dabei kompliziert ist. Im Moment sieht es tatsächlich so aus, als ob das unsere Zukunft wäre.
Chinesisch I
Chinesisch II

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