Der amerikanische Biologe Richard
Dawkins („The Selfish Gene“) kämpft unverdrossen für die Evolutionslehre. In
Amerika wird prozessiert, ob die Schüler weiterhin mit Naturwissenschaft
„indoktriniert“ werden dürfen, oder ob „alternativ“ auch die Schöpfungslehre
oder irgendwelche esoterischen Vorstellungen „zur Diskussion gestellt“ werden
müssen. Analog zur „deutschen Physik“, die von übereifrigen NS-Wissenschaftlern
propagiert wurde, entsteht hier eine „demokratische Biologie“ mit Lämmern, die
friedlich neben Wölfen liegen, und sprechenden Einhörnern, die von Gott
geschaffen wurden, als er (oder sie) nicht mehr ganz nüchtern war.
Daß vor hundert Jahren die Physik
und heute die Biologie Anlaß zum Streit gibt, ist kein Zufall. Es hängt vor
allem damit zusammen, daß im Universum wohl nicht mehr viel zu entdecken ist, was
für den Menschen von Belang ist, während die großen Erkenntnisse der Biologie
(bzw. Biochemie) erst noch bevorstehen. Die Evolutionslehre (1859) und die Struktur
des Erbgutes (1953) geben nur die Grundlagen: Für die Zukunft sind Aussagen
über Intelligenz und Charakter des Menschen zu erwarten, die zu schärfsten
politischen Auseinandersetzungen führen werden. Da gilt es als Vorsichtsmaßnahme,
die Autorität der Biologie anzuzweifeln.
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Bekennder Biologist: Richard Dawkins |
Es fragt sich, wie wirkungsvoll
Dawkins Bemühungen sind. Seine Bücher werden eher von Fans gelesen als von
Gegnern. In „Die Schöpfungslüge“ (Berlin 2012) entpuppt sich der Wissenschaftler
als passionierter Hundefreund. Auch Charles Darwin soll übrigens Hundeliebhaber
gewesen sein: „Wer würde Hunde nicht lieben? Sie sind doch so gute Kameraden!“
Entsprechend viele Gedanken macht sich Dawkins über die Herkunft der
Hunderassen. Sie sind kein Produkt der Natur. Natürlicherweise entstehen
unterschiedliche Rassen nur dann, wenn entweder große Entfernungen oder schwer
zu überwindende Hindernisse wie Gebirge oder Ströme die verschiedenen
Populationen derselben Art voneinander trennen. Dann pflanzen sich die Tiere
nur innerhalb einer Population fort, und mit der Zeit entstehen Unterschiede,
die mit der jeweiligen Umgebung und Lebensweise zusammenhängen. So haben die
Weißen im sonnenarmen Klima ihre Pigmentierung verloren. Eine innere
Hemmschwelle, sich mit Angehörigen anderer Rassen fortzupflanzen, besteht
nicht. Man sieht es bei jedem Spaziergang, wenn große edle Hunde sich an kleine
Pinscher heranmachen und umgekehrt. Es ist eine naive Erwartung, daß Menschen
sich vor „Rassenschande“ aus eigenem Antrieb hüten. Das tun sie nicht. Bei
ihrem Hang zur Vermischung folgen sie einem durchaus natürlichen Bedürfnis, das
alle Sexualpartner der eigenen Art einbezieht. Und zur selben Art gehören alle
Menschen. Das Verbot von Rassenmischungen mit dem Hinweis, daß sich „Elefanten
ja auch nicht mit Giraffen paaren“, greift biologisch daneben. Elefanten und
Giraffen gehören verschiedenen Arten (species) an, Schwarze und Weiße gehören
zur selben Spezies. Sie sind Unterarten (subspecies). Der entscheidende
Unterschied besteht darin, daß verschiedene Arten sich nicht untereinander
fortpflanzen können. Auch bei einer künstlichen Befruchtung im Reagenzglas
entwickelt sich keine Frucht. Ganz anders sieht es bei den unterschiedlichen
Rassen aus: einer Vermehrung steht nichts im Wege, wenn beide in den gleichen
Lebensraum gelangen.
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Allzeit bereit zur "Rassenschande"" |
Was zur Rassereinheit führt, sind
zwei mögliche Faktoren: entweder eine geographische Entfernung - oder der
Eingriff eines Züchters, der die Tiere bewußt und gewaltsam trennt. Das ist das
Geheimnis der Hundezucht, von der Dawkins anerkennend spricht. Die Tiere werden
nicht von der Leine gelassen, damit sie keine Gelegenheit zur Vermischung
haben. Ist es doch einmal passiert, werden die Welpen nicht weitergezüchtet.
Dafür transportiert man die Rüden über Hunderte von Kilometern zur passenden
Hündin. Das Sexualleben der Tiere ist vom Menschen streng reglementiert.
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Alte Nutztierrassen: wieder im Kommen |
Durch den planmäßigen Eingriff, so erklärt
Dawkins, wird die Evolution enorm beschleunigt. Während natürlicherweise
Tausende oder Millionen von Jahren vergehen müssen, bis sich eine Population
von der anderen schrittweise entfernt, schafft der Züchter bereits in relativ
kurzer Zeit eine sichtbare Veränderung oder gar eine neue Rasse. Und das ohne
jede Genmanipulation, nur durch gezielte Fortpflanzung: „Beobachtet man den Prozeß über Jahrhunderte, dann ist es keine leere
Phantasie zu meinen, Hundezüchter hätten Hunde wie Ton modelliert und mehr oder
weniger nach Belieben in Form gebracht, gezogen und geknetet. In Wirklichkeit
kneten wir natürlich nicht Hunde aus Fleisch und Blut, sondern ihren Genpool.“
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Auch das war mal ein Wolf |
Erinnern wir uns an den „Brief über
Breker“: Der Bildhauer gibt vor, was die Menschenzüchter nachbilden sollen.
Solche Intentionen werden Breker vorgeworfen. Wahrscheinlich zu Recht. Zu
Unrecht jedoch behandelt man diese Vorstellungen als reine Hirngespinste, die
nur zur Diskrimierung von „Minderrassigen“ dienen sollen. Dabei ist der Gedanke
einer genetischen „Modellierung“ durchaus realistisch. Man darf nur nicht die
natürliche Evolution, die in unvorstellbarer Langsamkeit vor sich geht, zum
Maßstab nehmen, sondern die Methode der Züchtung. Wie rasch sich auf diese
Weise erstaunliche Ergebnisse erzielen lassen, sieht man an dem Erscheinen
neuer Rassen, die für die Landwirtschaft oder für den Heimtiermarkt gedacht
sind.
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Die meisten gab es vor 50 Jahren noch nicht |
Für den Menschen gilt prinzipiell
das gleiche: „Der politische Widerstand
gegen eine eugenische Menschenzüchtung schlägt manchmal in die
höchstwahrscheinlich falsche Behauptung um, sie sei nicht möglich“ erklärt
Dawkins. „Sie sei nicht nur unmoralisch,
so hört man, sie werde auch nicht funktionieren. Doch zu sagen, etwas sei
moralisch falsch oder politisch unerwünscht, bedeutet leider in der der Regel
nicht, daß es nicht funktionieren würde. Ich habe da gar keine Zweifel: Wenn
man es sich in den Kopf setzt und sowohl ausreichend Zeit als auch ein
politischer Wille vorhanden ist, könnte man eine Rasse von Super-Body-Buildern
oder Super-Hochspringern züchten“. Auch auf „Musiker, Dichter und Mathematiker“ weitet der Biologe diese
Voraussage aus, und zwar deshalb, weil sich gerade bei Hunden auch mentale
Fähigkeiten züchten lassen, wie sie zum Hüten von Schafen oder Bewachen von
Gebäuden oder zum Fahnden nach Gegenständen nötig sind.
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Blindenhund |
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Lawinenhund |
Dabei kommt einem Jürgen Riegers
legendäre Sammlung „deutscher DNA“ wieder in den Sinn. Wahrscheinlich hat es
solche Aktivitäten nie gegeben. Aber Rieger wird sie gelegentlich propagiert
haben. Mit Dawkins sind wir auch hier einen Schritt weiter: Man kann derartige
Pläne ablehnen und verwerfen, aber man kann sie nicht mehr als Spinnereien
erklären. Die künstliche Befruchtung ist heute bereits Routine, die Verwendung
von Leihmüttern in Deutschland zwar verboten, aber in den USA vielfach erprobt,
und DNA läßt sich über große Zeiträume einfrieren. Auf diese Weise würden die
finanziellen Mittel zur Geburtensteigerung zumindest ein voraussehbares
positives Resultat erzielen. Die Frage ist, wie gesagt, ob wir das wollen oder
nicht.
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Jürgen Rieger |
Bisher gehen wir bei den Menschen davon
aus, daß sie so sind, wie die Natur es gewollt hat. Sie sind anscheinend das
Resultat jener „Züchtung“, die von natürlichen Einflüssen wie Geographie,
Klima, Vegetation, Wildbestand und einer geschlechtlichen Anziehung bestimmt
wird. So soll es nach allgemeiner Auffassung auch bleiben. Die Natur soll
herrschen und nicht irgendwelche Vorstellungen von „Rassereinheit“, die es in
der Natur nicht gibt. Das stimmt auch, wie wir gesehen haben. Ein „Rassebewußtsein“
liegt den Tieren fern. Es gibt auch keinen evolutionären Grund, ein solches
Rassebewußtsein (oder eine instinktive Abscheu vor fremden Rassen) zu
entwickeln, weil diese sich natürlicherweise nicht begegnen. Die Entstehung von
Rassen beruht ja gerade auf einer räumlichen oder sonstigen gearteten Trennung,
die von den Individuen nicht überwunden werden kann. Zusätzlich eine
psychologische Hemmung einzubauen, wäre schlicht überflüssig, und mit überflüssigen
Mätzchen gibt die Evolution sich nicht ab.
Etwas anderes ist die Furcht vor
Fremden: sie ist tatsächlich genetisch angelegt, und die Ablehnung, die fremden
Rassen normalerweise entgegengebracht wird, beruht auf dieser Fremdenfurcht.
Sie verliert sich aber, wenn die fremdartig aussehenden Menschen in der
unmittelbaren Umgebung häufig vorkommen, und wenn wir an ihren Anblick von Kind
an gewöhnt sind. Daraus erklärt sich die Tatsache, daß in Mitteldeutschland und
speziell in ländlichen Gebieten die Aggression gegen Zuwanderer viel stärker
ist als in westlichen Großstädten: der Unterschied beruht einzig in dem
Gewöhnungsfaktor. Wenn also die Bevölkerung sich immer stärker vermischt,
werden die Vorbehalte gegen „Fremde“ immer kleiner. Das ist ein natürlicher
Vorgang, an dem sich nichts ändern läßt. Der Abwehrreflex wird dann durch
andere Kennzeichen ausgelöst, die mit der Rasse nichts zu tun haben. Es könnte
die soziale Deklassierung sein – oder auch die politische Ausgrenzung. Der
„gesunde Fremdenhaß“ wendet sich ganz schnell gegen uns selber.
Irgendwelche politischen Appelle zur
Rassereinheit sind nutzlos. Wo keine natürlichen Instinkte vorhanden sind, läßt
sich an nichts appellieren. Andernfalls hätte die nationalsozialistische
Regierung wohl kaum gleich zu Anfang die berüchtigten „Rassegesetze“
geschaffen, die ähnlich funktionierten wie die Vorschriften gegen Falschparken:
Wer erwischt wird, bekommt eine Strafe. Unser Staat geht gegen die
Kinderlosigkeit mit dem komplementären Mittel vor: wer Kinder kriegt, wird
belohnt. Um ein Ziel zu erreichen, schlägt man jeweils einen Umweg ein: einmal
über die Angst, im anderen Fall über die Gier. Beides sind natürliche
Instinkte, von denen man eine starke Wirkung erwarten kann. Ihre freundlichen
Gefühle gegen Juden vergaßen die Deutschen nach 1933 sehr schnell und mieden
aus Furcht jeden weiteren Umgang, geschweige denn einen geschlechtlichen. Und
heute entdeckt so manche Frau ihre „schlummernde Sehnsucht“ nach Kindern,
sobald das zu erwartende Kindergeld höher ist als das zu erreichende Gehalt.
Dieses Arrangement hat allerdings
einen Nachteil: die Frauen, die sich darauf einlassen, sind meist die schlechtbezahlten
und schlecht ausgebildeten. Also sind es nicht die schlauesten und die
dazugehörigen Partner ebenfalls nicht. Und so „züchtet“ man durch die sogenannte
Familienpolitik unfreiwillig eine Niederrasse heran.
Der Protest gegen diese Niederzüchtung
ist noch schwieriger als der Protest gegen die Rassenmischung. Der Grund dafür
ist einfach: Während es von den Weißen Milliarden Vertreter gibt und sie in
ihren Stammgebieten bisher noch die Mehrheit stellen, sind die Intelligenten
gegenüber den Dummen deutlich in der Minderheit. Wenn sich nun die wenigen
Intelligenten gegen die vielen Dummen erheben und ihnen das Recht absprechen,
Kinder zu produzieren (bzw. Kindergeld zu kassieren), stürzt sich die Meute
sogleich darauf. Wenn die Intelligenten wohlhabend oder reich sind, haben sie
zwar Mittel zur Verfügung, sich zu verteidigen – doch vorwiegend leben die
Reichen von der Masse, der sie Waren und Dienstleistungen verkaufen müssen. Es
gibt also kaum eine Motivation, auf diesem Gebiet aktiv zu werden.
Man könnte nun sagen: Was heißt
überhaupt Intelligenz? Und warum soll das Kind unbedingt diesen Normen
entsprechen? Darüber läßt sich – wie über die Vorzüge der einzelnen Rassen –
stundenlang streiten. Tatsache ist aber, daß das „Jobangebot“ in der Zukunft
immer anspruchsvoller wird – und zwar anspruchsvoll in genau der Richtung, die
von normierten Intelligenztests abgeprüft wird. Für die weniger Geeigneten oder
Andersgearteten, oder wie immer man sie höflich bezeichnen will, gibt es
hingegen immer weniger bezahlte Tätigkeiten. Was ist also das Ergebnis einer
zivilisatorisch manipulierten Evolution, wie sie jetzt abläuft? Daß nicht nur
wenige Junge für viele Alte, sondern auch wenige Intelligente für viele Dumme
und vielleicht wenige Weiße für viele Farbige die gesellschaftliche Leistung
erbringen müssen. Das kann keine Lösung sein.