Ewig-Gestrige
Samstag, 30. Juni 2012
Montag, 11. Juni 2012
Noltes letztes Wort
Seit seinem Artikel vom 6. Juni
1986 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ist Ernst Nolte gezwungen, sich
in nationalen Kreisen zu bewegen. Der „Historikerstreit“ hatte begonnen, und
die Etablierten fingen an, den Professor und Autor von „Der Faschismus in
seiner Epoche“ auszugrenzen. Das ist inzwischen nicht besser geworden, denn
Nolte trat mit den Jahren keineswegs zurückhaltender und angepaßter auf. Den
Höhe- und Schlußpunkt dieser Entwicklung bildet sein Buch „Späte Reflexionen“
(2012). In den gewagten Aphorismus wird sogar nach der „Philosophie von
Auschwitz“ gefragt. Nolte findet sie im „Widerstand gegen die Transzendenz“.
Wenn man weiß, daß unter „Transzendenz“ der Jenseitsglaube und das daraus
hervorgehende moderne Fortschrittsdenken zu verstehen ist, kann einem bei
dieser Definition schon Angst und Bange werden. Denn die Kritik am Fortschritt
und dessen katastrophalen Folgen gehört inzwischen zum Allgemeingut. Wenn die „Philosophie
von Auschwitz“ also der Widerstand gegen den sogenannten Fortschritt sein soll,
müßten heute den Tätern und nicht den Opfern Denkmäler gebaut werden.
Ernst Nolte |
Nolte ist inzwischen 89 Jahre alt.
Ihm kann nichts mehr passieren. Sein nationales Publikum ist da weit weniger
mutig. Immerhin: die Zeitschrift „hier & jetzt“ tut, was sonst kaum keiner
wagt. Sie bringt eine ausführliche Besprechung der „Späten Reflexionen“, die
auch den Historikerstreit noch einmal aufgreift. Man merkt allerdings, daß es
den meisten nationalen Lesern nie klar geworden ist, was Nolte eigentlich
thematisiert. So behauptet der Rezensent Arne Schimmer (NPD-Abgeordneter im
Sächsischen Landtag), daß man den „Historikerstreit hätte vermeiden können“,
wenn man anerkannt hätte, daß es in Deutschland zwei Gruppen von Historikern
gibt, die mit einer „konventionellen nationalen Identität“ und andere, die sich
einem „postnationalen Kosmopolitismus“ verpflichtet sehen. Was soll das heißen?
Ist Ernst Nolte etwa ein Historiker mit einer „konventionellen nationalen
Identität“? Und besteht darin sein Hauptinteresse?
Gerade Nolte hat doch den Begriff
des „europäischen Bürgerkriegs“ für die Zeit nach 1917/18 eingeführt und damit
festgestellt, daß spätestens von diesem Zeitpunkt an nicht mehr die nationalen,
sondern die ideologischen Gegensätze entscheidend sind. Inzwischen sind fast
100 Jahre vergangen und aus dem „europäischen Bürgerkrieg“ ist ein
„Weltbürgerkrieg“ geworden, in dem der Islamismus als „dritte radikale
Widerstandsbewegung“ aufgetreten ist. Davon handelt Noltes vorletztes Buch.
Ein intaktes oder weniger intaktes
Nationalbewußtsein spielt heute kaum noch eine Rolle. Denn selbständig handeln
können die Nationalstaaten sowieso nicht mehr. Ob also die Bundesrepublik
Deutschland weiterhin an Auschwitz knabbert oder sich von diesem Trauma
freigemacht hat, interessiert nur noch die „Holocaust-Industrie“, aber nicht
die Weltpolitik. Nur wer die Bundesrepublik maßlos überschätzt, kann glauben,
daß dieses Thema immer wieder aufgebracht werde, um „Deutschland
niederzuhalten“. Deutschland hat seit 1945 sowieso politisch nichts mehr zu
melden. Es ist nur noch ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort.
Die Vorstellung, die Arne Schimmer
vorbringt, daß man mit einem intakten, vom Auschwitz-Trauma befreiten
Nationalbewußtsein den Staat zusammenhalten könne über „Wohlfahrt und
Sozialtransfer hinaus“, ist eine komplette Illusion. Was man schon daran sieht,
daß andere Staaten ohne Auschwitz-Trauma genauso an ihren wirtschaftlichen
Problemen zerbrechen.
Wenn man Nolte nicht nur benutzen
würde, um die eigene nationale Identität zu pflegen, könnte man sich bei ihm über
die Grundproblematik moderner Gesellschaften informieren: Das
versprochene Paradies auf Erden blieb aus. Der Versuch, es in Rußland zu
errichten, schlug fehl und führte in den Terror (Gulag). Diese furchtbare
Enttäuschung, so meint Nolte, ist die unverzichtbare Voraussetzung, um den
nationalsozialistischen Terror zu verstehen. Der „Rückfall in die Barbarei“,
die man dem Nationalsozialismus vorwirft, findet bereits in dem Augenblick
statt, als die Wohltäter der Menschheit – die Marxisten als Erben des
Christentums und des Humanismus – gezwungen sind, zur Gewalt zu greifen, damit
ihre Herrschaft nicht zusammenbricht. Damit gelangt die Geschichte an einen
Wendepunkt, dem dann die Nationalsozialisten Rechnung tragen.
Nolte hat also keineswegs bestritten,
daß der Holocaust ein einzigartiges, dauerhaft wirksames Ereignis ist – nur muß
man ihn im Kontext der europäischen Geschichte sehen. Einzigartig und bleibend
ist das gesamte Ereignis, nämlich die historische Wende – eine brutale Version
von Heideggers „Kehre“ – weg vom modernen Fortschrittsmodell.
Einen nationalen Politiker interessiert
das weniger. Er muß – als nationaler Politiker – so tun, als könne die einzelne
Nation per Wahlentscheidung ihre Zukunft in sichere Bahnen lenken. Das kann sie
nicht, und das Volk scheint es instinktiv zu wissen. Es macht sich erst gar
nicht die Mühe, eine nationale Partei anzukreuzen.
Der Blinde führt die Blinden (Walter Heckmann 1991) |
Samstag, 9. Juni 2012
Deutsche Kinder
In der Reihe „Zeitungszeugen“
erscheinen regelmäßig Nachdrucke aus deutschen Zeitungen der Jahre 1933 bis 45.
Die Blätter sind jeweils unter einem Thema zusammengestellt und von einem
historischen Kommentar umgeben. Anfangs gab es dazu Nachdrucke
nationalsozialistischer Plakate in Hochglanz, doch das ist wohl inzwischen zu
teuer oder zu gefährlich geworden.
Trotzdem sind die „Zeitungszeugen“
sehr lesenswert. Immer wieder stößt man auf Aussagen, die vom gängigen
NS-Klischee befremdlich abweichen, aber den Vorteil haben, authentisch zu sein.
Wer hätte zum Beispiel gedacht, daß
im NS-Staat eine „beispiellose Geburtenverhinderung“ stattfand? Heute hört man
immer nur von dem Bestreben, von jeder deutschen Frau mindestens vier Kinder zu
gewinnen, und von der Erfindung der „Mutterkreuze“. Das paßt schlecht zu den
400 000 Sterilisationen, die auf staatlichen Druck zwischen 34 und 45
vorgenommen wurden. Und das sollte erst der Anfang sein.
„So wie die Dinge
liegen, ist nur noch eine Minderheit von Volksgenossen so beschaffen, daß ihre unbeschränkte
Fortpflanzung wertvoll für die Rasse ist“,
so erklärte Fritz Lenz, Professor
für Erblehre in Berlin 1934.
Fritz Lenz (1887- 1976) |
Nur eine Minderheit sollte sich
fortpflanzen, und zwar die genetisch Wertvollen. Die nach ihrem Sozialverhalten
sowie dem äußeren Erscheinungsbild als wertlos beurteilten „Volksgenossen“,
sollten hingegen unfruchtbar gemacht werden – notfalls durch Zwang. Zwar
gelangte diese Auffassung nur ansatzweise zur Durchführung, doch entspricht sie
der NS-Ideologie deutlich besser als die wahllose Förderung von Geburten nach
dem einzigen Kriterium der deutschen Abstammung.
Die Beweislast in der
Bevölkerungspolitik wird damit umgekehrt. Nicht wer keine Kinder hat, muß sich
dafür vor dem Volk rechtfertigen, sondern wer es wagt, Kinder zu produzieren,
muß sich nach seiner eigenen Beschaffenheit und seinen Verdiensten fragen
lassen. Zunächst klingt das, als ob der – damals schon zurückgehende –
Kinderwunsch durch eine solche Voraussetzung noch mehr schwinden würde. Doch
das Gegenteil könnte auf die Dauer der Fall sein. Wenn Kinder nur einer
Minderheit – also einer Elite – erlaubt sind, werden sie zum höchsten Statussymbol, anstatt
wie jetzt das Kennzeichen asozialer Verhältnisse zu sein.
Kinder sind kein Spaß, sondern Ernst |
Auf dem Sender Phoenix war neulich
eine Dokumentation über einen amerikanischen Staatsbürger zu sehen, der sich
die Freiheit nimmt, eine private „Menschenzucht“ zu betreiben. Er erfüllt
ausgesuchten Frauen ihren Kinderwunsch, indem er sie mit dem Samen
hochqualifizierter Männer befruchtet. Er schreibt diese Männer, deren Namen er
Wissenschaftsmagazinen und Firmenpublikationen entnimmt, gezielt an und bittet
sie um ihre „Spende“. Bei den meisten stößt die Anfrage auf sofortige
Zustimmung. Die Alpha-Männchen fühlen sich geschmeichelt, wenn sie für die
Fortpflanzung gezielt ausgesucht werden. Auch Frauen finden sich für dieses
Experiment offenbar genügend. Es ist einfach spannender, ein Kind zu bekommen,
wenn damit eine besondere Mission verbunden ist. Die „Produkte“, die in der
Sendung vorgestellt wurden, sind inzwischen im Teenager-Alter. Die meisten davon
beginnen bereits, die in sie gesetzten Hoffnungen zu bestätigen.
Bedenklich ist bei solchen Ansätzen
nur, daß das Auslese-Kriterium reichlich eindimensional ausfällt. Gezüchtet
wird für den Arbeitsmarkt von heute und morgen, der mit Sicherheit mehr
Hochbegabte fordert. Doch was ist mit den Fähigkeiten, die auch übermorgen noch
tragfähig sind oder gar eine Perspektive in die Zukunft schaffen? Die Frage
nach der „Rasse“, und was sie ausmacht, dürfte sich erst noch stellen.
Freitag, 8. Juni 2012
Blondi (Thomas Bernhard)
„Die sogenannte Tierliebe hat schon
so viel Unheil angerichtet, daß wir, wenn wir tatsächlich mit der
größtmöglichen Intensität daran denken würden, augenblicklich ausgelöscht
werden müßten vor Erschrecken. Es ist nicht so absurd, wie es zunächst
erscheint, wenn ich sage, die Welt verdankt ihre fürchterlichsten Kriege der
sogenannten Tierliebe ihrer Beherrscher. Das ist alles dokumentiert, und man
sollte sich diese Tatsache einmal klarmachen. Diese Leute, Politiker,
Diktatoren, sind von einem Hund beherrscht und stürzen dadurch Millionen
Menschen ins Unglück und ins Verderben, sie lieben
einen Hund und zetteln einen Weltkrieg an, in welchem Millionen getötet werden
wegen dieses einen Hundes.“ (Thomas Bernhard, Beton, Ffm. 2006, S. 49)
Blondi, fotografiert von Walter Frentz |
Und hier noch einige Informationen
zu Thomas Bernhard, einem der wichtigsten deutschen Nachkriegsautoren, dem wir die obigen Einsichten zum Wesen der Tierliebe verdanken:
Der größte deutsche Haßprediger nach
Hitler heißt Thomas Bernhard. Auch er stammt aus Österreich und hat einen
manierierten, monotonen, schwer erträglichen Sprachstil entwickelt, der süchtig
macht. Der Unterschied: Bernhard redet nicht, er schreibt. Gelernt hat er
nichts, erhebt sich aber mit Leichtigkeit über alle kulturellen Gepflogenheiten.
Sein Haßobjekt ist der Nationalsozialismus und alles, was damit zusammenhängt.
Alles kann bei Thomas Bernhard das
Attribut „nationalsozialistisch“ erhalten, wenn es nur furchtbar genug ist: die
Kirche natürlich, das Dorf, das Denken, das Gesicht eines Wirtes, das Theater,
die Landschaft, das ganze Österreich. Daß dem Dichter speziell das Salzburger
Land „nationalsozialistisch“ vorkommt, ist vielleicht kein Wunder, denn Adolf
Hitler stammt praktisch aus der gleichen Gegend und den gleichen deprimierenden
Verhältnissen. In seinem Reptilienhirn muß es ähnlich ausgesehenen haben. Der
Unterschied: Bernhard hat sich weit über dieses Stadium erhoben. Er lehnt alles
Heimatliche entschieden ab. – Die Frage ist dann allerdings: Warum entfernt
sich der gefeierte und gut verdienende Autor nicht aus dem
„nationalsozialistischen“ Österreich, um zum Beispiel in New York oder
wenigstens in Paris zu leben? Nicht einmal den Versuch dazu hat er unternommen,
sondern sich ausgerechnet im Salzburger Land einen Hof gekauft, um dort im
Trachtenzeug umherzulaufen. Spontan fällt einem der Berghof ein. Höchstens in
Wien ist Bernhardt anzutreffen, wo er in Caféhäusern sitzt, Zeitung liest und
an seinen Haßtiraden feilt.
Bernhard in seinem verhaßten Wien |
Wien ist Bernhard aus genau
entgegengesetzten Gründen verhaßt, wie es Hitler verhaßt war. Nämlich weil es
nicht großstädtisch und nicht kosmopolitisch genug ist. Immer wieder führt der
Dichter die Vorteile „echter Weltstädte“ gegen der „schmutzigen“ und „durch und
durch nationalsozialistischen“ Provinzialität von Wien an. Sitzt aber selbst
immer nur in Wien im Caféhaus und nie zum Beispiel in Rio in einer Bar, obwohl
er das könnte. Obwohl schon jeder zweite deutsche Rentner das tut.
Wer die „Romane“ gelesen hat, es
sind Haßreden in einer oberflächlich literarisierten Form, der kann sich über
den Grund nicht täuschen: Bernhard kann nur über seine Heimat schimpfen, weil
er nur die Heimat liebt. Einzig zu ihr hat er eine Beziehung. Nur hier
empfindet er überhaupt etwas. Nur hier hat er den richtigen Instinkt. Nur hier
kann er schreiben. Und schreiben bedeutet für Bernhard leben, wie für Hitler
leben kämpfen bedeutet hatte.
Wenn man es nicht aus Geheimnis aus
seinen Texten herauslesen könnte, so gäbe es für Bernhards Heimatliebe auch
einen offenkundigen Beweis: sein Frühwerk. Thomas Bernhard hat als positiver
Heimatdichter angefangen, der sich gegen die Moderne wandte. Das kann er nicht
leugnen, denn die Texte hat er an Verlage geschickt. Sie wurden fast alle
abgelehnt. Und in Erfolglosigkeit – wie sein schriftstellernder Großvater –
wollte der Jungautor auf keinen Fall enden. Er gierte nach Erfolg, was man von
vielen Künstlern sagen kann. Auch vom jungen Hitler. Der Unterschied: Dieser
hatte Erfolg, indem er seine innersten Obsessionen herausschrie. Sein Landsmann
hatte damit keinen Erfolg. Seine Heimatliebe war nicht gefragt im
Nachkriegs-Literaturbetrieb. Das Gegenteil was gefragt. Und so ist Thomas
Bernhard auf sein Konzept gekommen.
Es ginge nicht, wenn das, was er
sagt, glatt gelogen wäre. Er hat recht damit, daß das angeblich Echte und Alte
in den meisten Fällen längst zur Ware geworden ist. Er spielt das Motiv von
Adorno, daß es „nichts Wahres im Falschen“ gäbe, in allen Finessen durch. Wo
nur der Anhauch einer Vermarktung zu finden ist, verwirft Bernhard mit Lust das
gesamte Unternehmen. So muß die Hochkultur mit Mozart und Salzburger
Festspielen zu einer abstoßenden Farce werden. Doch so leidenschaftlich könnte
der Autor nicht über ein Popkonzert wüten, obwohl hier der Kommerz viel
deutlicher ist. In seinem Furor kommt die Bewunderung für das zum Ausdruck, was
Natur und Kultur an Spuren hinterlassen haben. Er kennt und erkennt noch das
Echte und kann daher gegen das Falsche aufbegehren. Doch das „Echte“, was
Bernhard zum Maßstab seines zerstörerischen Urteils macht, ist immer die
Heimat.
Die innere idealisierte Heimat
bildet das vernichtende Kriterium, das der Dichter an das wirkliche Wien, das
wirkliche Österreich, das wirkliche Landleben anlegt. Eine Gegenwelt aber hat
er nicht. Immer wieder versucht er, sich mit der Moderne zu identifizieren.
Zwei Gestalten bilden dabei die tragende Rolle: der Philosoph Ludwig
Wittgenstein und der Pianist Glenn Gould. Beinahe werden von Bernhard in einer
beinahe sakralen Weise gewürdigt. Beide sind jüdischer Herkunft und stehen für
eine unheimliche Hyperintellektualität. Bernhards Zugang zu diesen
selbstgewählten Helden bleibt in skurriler Weise äußerlich. Während die Typen
seiner Umgebung plastisch und eindringlich beschrieben werden, erscheinen
Wittgenstein und Gould wie riesige Schatten, deren Gesichter der Dichter nie
erkennt. Sie sind die „Giganten“ – doch der Inhalt von Wittgensteins
Philosophie wird ebenso wenig zum Thema wie die Bach-Interpretation von Glenn
Gould. Es ist klar, daß sich der Dichter hier zwei Götzen erschafft, um eine
Alternative zur Heimat zu konstruieren, was aber nicht einmal im Ansatz
gelingt.
„Auslöschung“ heißt der vielleicht beste Roman. Das Wort „Auslöschen“ überbietet an Radikalität noch
die „Vernichtung“ und stammt zweifellos aus dem „Wörterbuch des Unmenschen“. Wie
überhaupt das Prinzip der „Übertreibung“, das als Hauptstilmittel Bernhard
gilt, auch für das nationalsozialistische Vokabular kennzeichnend ist.
Ausgelöscht werden soll aber nicht der Feind, sondern umgekehrt das Eigene –
wobei es vielleicht zum letzten Mal als solches kenntlich wird. Auf Schritt und
Tritt merkt man, daß Bernhard mit seinem Heimathaß einer schleichenden Heimatvernichtung
nur zuvor kommt, die er sowieso nicht mehr verhindern kann: „Die Regierung betreibt eine ungeheure Vernichtungsmaschine“,
schreibt er, „in welcher alles vernichtet
wird, was mir lieb ist.“ Oder: „Die
Auslöscher und die Umbringer bringen die Städte um und löschen sie aus und
bringen die Landschaft um und löschen sie aus.“ Oder auch: „Immer und immer wieder sage ich mir, wir
lieben dieses Land, aber wir hassen diesen Staat.“ Gleich darauf kommt
wieder die Distanzierung von den „Blutsordenträgern,
den SS-Obersturmbannführern an ihren Krücken, den nationalsozialistischen
Helden“, obwohl doch diese „Helden“ ihren Haß – Bernhards Haß – auf den
„Staat“, der „die Städte und die Landschaft vernichtet und auslöschet“ mit
ihrer Vernichtung und Auslöschung vergolten hatten oder es zumindest
versuchten. Diese Gemeinsamkeit aber kann Bernhard nicht sehen oder darf er
nicht sehen, wenn er denn nach 1945 Erfolg haben will.
Freitag, 1. Juni 2012
Nachricht 7
Der neue Bundespräsident
hat überraschend bewiesen, daß sein Amt doch nicht ganz überflüssig ist. In
einem Interview mit der „Zeit“ hat sich Gauck anläßlich eines Antrittsbesuchs
in Israel von seinem Vorgänger Christian Wulff distanziert. Im Unterschied zu
Wulff ist Gauck nicht der Meinung, daß der Islam zu Europa gehört. Jedenfalls
nicht eindeutig. Für Gauck bleibt ein Zweifel, deshalb hätte er die Formulierung
seines Vorgängers nicht gewählt.
Wer sich über die Wahl
Gaucks freute und von ihm – als Berufsantikommunisten – einen gewissen konservativen
Impuls erwartete, kann sich bestätigt fühlen. Der neue Bundespräsident bezieht
nicht nur Stellung, er bezieht sogar Stellung gegen Multikulti Stellung.
Zumindest im Ansatz. Schon werfen führende Muslime ihm „mangelnde
Geschichtskenntnis“ vor und verweisen auf die früheren islamischen Einflüsse in
Europa. Solche Bereicherungen gibt es zwar (gern genannt wird Goethes „West-östlicher
Diwan“), aber es ist wohl keine Frage, daß Europa und auch Goethe gut ohne den
Islam fertig geworden wären. Die Grundlagen der europäischen Kultur sind die alten
Griechen und das Christentum. Die Araber nicht.
Genau darin besteht heute
die Stärke des Islam, daß dessen Kultur relativ wenig mit der europäischen
verbunden ist. Darauf beruht der Stolz der Muslime, daß sie dem europäischen
Liberalismus und Atheismus eine theokratische Tradition entgegensetzen können.
Nur als Antithese zum westlichen (also europäischen) Modell ist der Islam heute
wieder attraktiv. Die Muslime dürften sich also nicht gegen Gauck wenden,
sondern hätten sich gegen Wulff wenden müssen, der behauptete, zwischen dem
dekadenten Europa und der arabischen Welt bestehe kein wesentlicher Unterschied.
Da die Moslemvertreter
nicht dumm sind, kann der Grund ihrer Verärgerung nur taktisch sein. Nicht aus
inhaltlichen Gründen protestieren sie, sondern um die offenen Worte des deutschen
Staatsoberhauptes politisch für sich auszubeuten. Aha, der Bundespräsident
bezeichnet den Islam als fremd (was eigentlich gerade seine Stärke ist), also
muß Deutschland mehr für die Integration tun, sprich mehr Geld für Moslems
ausgeben.
Die entscheidende Frage
lautet deshalb: Was will Gauck mit seiner Äußerung bewirken, daß der Islam
nicht zu Europa gehört (was sachlich ohnehin klar ist)? Darauf liefert das „Zeit“-Interview
bereits die Antwort. Er könne diejenigen verstehen,
sagt Gauck, die fragen:
„Wo hat denn der Islam dieses Europa geprägt, hat er
die AUFKLÄRUNG erlebt, gar eine REFORMATION?“
Der Bundespräsident möchte also diejenigen
in Deutschland vertreten, die noch auf die Werte der Aufklärung und der
Reformation setzen, wie es der Philosoph Jürgen Habermas immer wieder getan hat.
Er möchte kämpferisch die Moderne gegen deren Verächter verteidigen
und sieht Deutschland als festen Teil der westlichen Wertegemeinschaft mit
einer besonderen Verantwortung, sich gegen autoritäre und inhumane
Entwicklungen zu wehren. Genau das hat Gauck mit seinem Israel-Besuch deutlich
gemacht. Wenn er sich nun gegen den Islam wendet, so sieht er den wachsenden
islamischen Einfluß in Europa als bedenklichen Rückfall in jene autoritären und
inhumanen Verhaltensweisen. Sie müssen nicht immer von den Nazis ausgehen.
Die Frage
ist, ob die Konservativen, soweit sie Gauck unterstützt haben, sich wirklich freuen
können. Gauck liegt eindeutig auf der Linie von Habermas und der „kommunikativen
Vernunft“. Er ist ein typischer Vertreter der Totalitarismustheorie, das heißt,
alles ist böse, was nicht liberal ist. Er ist gegen eine religiöse Autorität,
wie sie vom Koran oder auch vom Papst ausgeht, und für die protestantische
Gewissensfreiheit. Ist das konservativ? Zwar ist es konservativ im Vergleich
mit einem schrankenlosen Multikulti, gegenüber dem Islam ist es jedoch
eindeutig modern und „zersetzend“.
Der Fall
Gauck zeigt erneut, daß es unmöglich ist, innerhalb des bestehenden politischen
Diskurses eine Position zu finden. Um weiterzukommen, müssen wir diesen Diskurs
sprengen. Denn wer für Wulff ist, öffnet den Interessen der moslemischen
Einwanderer Tür und Tor. Wer hingegen für Gauck votiert, verteidigt genau die
Ideologie, die Europa zugrunde richtet. Das ist nämlich nicht der Islamismus –
der könnte höchstens die Früchte ernten – sondern es ist jener europäische
Geist, den Gauck mit Habermas gegen den Einbruch des Fremden verteidigen will. Und
wie könnte man diesen Diskurs sprengen? Nur durch das Erwachen des FREMDEN in
uns selbst – IM EUROPÄISCHEN ERBE.
Wer sich
auf den Anti-Islamismus (auch in der moderaten Form von Gauck) einläßt, muß
selbstverständlich für Israel sein. Nicht unbedingt für die aktuelle Politik
von Israel, obwohl es da auch schwierig ist, sich zu distanzieren, aber vor
allem für die „Holocaust-Religion“. Denn diese Religion – und längst nicht mehr
die Ideen von „Aufklärung und Reformation“ – steht heute in Konkurrenz mit der
islamischen Reaktion. Schließlich ist der neue Bundespräsident nicht zum Grab
von Martin Luther oder von Immanuel Kant gepilgert, auch nicht von Voltaire, sondern
nach Yad Vashem.
Montag, 14. Mai 2012
Urheberrecht
Das Urheberrecht für „Mein Kampf“
läuft in Kürze ab. Das Buch auf der Straße zu verteilen, wie es die Moslems
gerade mit dem Koran machen, wird in Deutschland weiterhin nicht erlaubt sein.
Aber in Griechenland zum Beispiel müßte es gehen. Dabei ist es ziemlich
egal, was in dem Buch drinsteht, oder ob es jemand liest. Der bloße Titel
bewirkt – ähnlich wie beim Koran – Angst und Schrecken.
"Mein Kampf" in Übersetzungen |
Die griechischen Nationalsozialisten ("Goldene Morgendämmerung"), die am 6. Mai ins Parlament gewählt wurden, sind kein Einzelfall. Sogar an weltabgelegenen Orten finden sich vereinzelt „neonazistische“ Aktivitäten.
Folgende Informationen stammen aus einem Artikel der linken Wochenzeitung „der
freitag“ vom 03. August 2010:
„Ultranationale Gruppen wie das
"Weiße Hakenkreuz" verehren den Nationalsozialismus und mobilisieren
gegen gesellschaftliche Randgruppen. Ihr größtes Feindbild ist China.
Sie führen die rechte Hand an die
schwarzgekleidete Brust, dann schnellt der Arm zum Gruß an die Nation nach
vorne: „Sieg Heil!“ Sie preisen Hitlers Hingabe an die ethnische Reinheit,
dabei entsprechen sie mit ihren hohen Wangenknochen, ihren dunklen Augen und
der braunen Haut nicht gerade dem arischen Ideal des Dritten Reichs.
Nichtsdestotrotz hat eine neue Form des Nazismus eine ungewöhnliche Heimat
gefunden: die Mongolei.
Das westliche
Demokratie-Modell verliert in den aufstrebenden Ländern des Subkontinents an
Überzeugungskraft.
Gruppen wie
Tsagaan Khass („Weißes Hakenkreuz“) stilisieren sich als Patrioten, die sich
gegen Kriminalität aus dem Ausland, maßlose Ungleichheit, Gleichgültigkeit
seitens der Politik, gegen Korruption und für die kleinen Leute einsetzen. Doch
ihre Kritiker werfen ihnen vor, Unschuldige zum Sündenbock zu machen und zu
attackieren.
Die Anführer von Tsagaan Khass behaupten von sich, Gewalt nicht zu
unterstützen, obgleich sie selbst ernannte Nazis sind. „Wir haben Respekt vor
Adolf Hitler. Er hat uns gelehrt, wie man nationale Identität schützt“, erklärt
ein 41-jähriges Gründungsmitglied, das sich selbst Big Brother nennt.
„Wir müssen als Nation gewährleisten, dass
unser Blut rein ist. Das ist eine Frage der Unabhängigkeit“, erklärt der
23-jährige Battur und weist darauf hin, dass die Mongolei weniger als drei Millionen Einwohner hat. „Wenn wir
uns mit den Chinesen vermischen, werden sie uns langsam verschlingen. Die mongolische Gesellschaft ist nicht besonders reich.
Fremde kommen mit viel Geld und könnten sich unsere Frauen holen.“
Big Brother
bekennt, dass er mit diesem Gedankengut durch nationalistische Gruppen in
Berührung gekommen sei, die nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland
entstanden. Die Mongolei zählte damals zu den Satellitenstaaten.“
Wörter wie „Chrysi Avgi“ und „Tsagaan Khass“ klingen richtig nach „Kanake". Man kann sie kaum aussprechen. Und doch kommt die
Hoffnung eher von dort als aus Mecklenburg oder Sachsen. Schon weil hier immer mehr Alte
sind, und dort junge gesunde Männer in Scharen darauf warten, von irgendwem
gebraucht zu werden. Der Kapitalismus braucht sie nicht mehr. Soll man sie dem
Koran überlassen?
Über den berühmtesten Mongolen bemerkte
Adolf Hitler am 22. August 1939 vor den Oberbefehlshabers der Wehrmacht:
„Unsere Stärke ist unsere Schnelligkeit und
unsere Brutalität. Dschingis Khan hat Millionen Frauen und Kinder in den Tod
gejagt, bewußt und fröhlichen Herzens. Die Geschichte sieht in ihm nur den
großen Staatsgründer. Was die schwache westeuropäische Zivilisation über mich
behauptet, ist gleichgültig.“
Bruder im Geiste: Dschingis Khan |
In „Mein Kampf“
stehen solche Sätze nicht. Das Buch ist vor allem als Propaganda gedacht.
Immerhin herrscht hier nicht so ein Durcheinander wie im Koran.
Mittwoch, 9. Mai 2012
Eichmanns Ende
Gestern kam in 3 Sat noch einmal
„Eichmanns Ende“, ein Dokumentarfilm von 2010. Danach die „Wannseekonferenz“,
ein Dokudrama (Spielfilm) von 1984.
Wie kommt es, daß einem die
Bösewichte in solchen Filmen menschlich immer so angenehm sind? Der
Schauspieler Herbert Knaup wirkt als Adolf Eichmann richtig sympathisch. Liegt
es daran, daß man voreingenommen ist (daß man es so sehen will)? Liegt es
daran, daß die Filmemacher mit Absicht „gegen den Strich“ inszenieren, damit
die Sache nicht so langweilig wird? Ein teuflischer Eichmann würde das Publikum
nur enttäuschen, das wußte schon Hannah Arendt. Oder liegt es etwa daran, daß
die Nazis wirklich so sauber und anständig waren??
Nichts von alledem: Die persönliche
Integrität dieser Figuren ist einfach darauf zurückzuführen, daß sie einer
Generation angehörten, wo man (egal ob Nazi, Kommunist oder Liberaler, ob
Pfarrer, Maurer oder Beamter) im Normalfall (von Ausnahmen abgesehen) noch
„anständig“ war und nicht so verkommen, wie wir es heute allesamt sind. Wir
sind heute nicht deshalb verkommen, weil wir die falschen Werte haben oder
nicht mehr an Gott glauben, sondern weil uns hundert Fernsehprogramme, hundert
Schokoriegel und hundert Freunde auf Facebook korrumpieren. Wir sind in jedem
Sinne „zugemüllt“ und schon selbst zum Abfall geworden.
Noch unter Adenauer waren die Leute
„sauber“. Und selbst Rudi Dutschke oder Ulrike Meinhof sind als „anständige
Menschen“ angetreten. Man braucht sie nur anzusehen. Es sind Leute, die als
Kinder noch stillsitzen mußten. Es ist tatsächlich der Bruch von 1968, durch
den sich der ganze Habitus ändert. Der Beginn liegt viel früher, doch
da ist es offensichtlich geworden.
Wer im Müll lebt, und das tut auch
der, der ihn ständig wegzuräumen versucht, dem merkt man das an. Erst in der
Kleidung, dann in der Haltung, dann in der Figur und schließlich auch im
Gesicht. So weit sind wir allerdings noch nicht. Sonst würden sich nicht immer
wieder Schauspieler finden, die im Stande sind, den verschwundenen
Menschentypus so überzeugend darzustellen. Die Substanz ist noch da. Die Leute
müssen nur in ein anderes Kostüm schlüpfen, einen anderen Text reden, und schon
sind es wieder die alten.
Eichmann in Jersulem 1961 |
Eichmann im Film 2010 |
Auch das kann sich über eine
evolutionäre Anpassung an die totale Zivilisation, sprich durch die negative
Selektion, eines Tages ändern. Es braucht gar nicht so lange zu dauern, dann
sehen die Menschen nicht nur anders aus und handeln anders, sondern sind
tatsächlich andere. Und das bei einem „rein arischen“ Stammbaum.
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