Wer sich über die Wahl
Gaucks freute und von ihm – als Berufsantikommunisten – einen gewissen konservativen
Impuls erwartete, kann sich bestätigt fühlen. Der neue Bundespräsident bezieht
nicht nur Stellung, er bezieht sogar Stellung gegen Multikulti Stellung.
Zumindest im Ansatz. Schon werfen führende Muslime ihm „mangelnde
Geschichtskenntnis“ vor und verweisen auf die früheren islamischen Einflüsse in
Europa. Solche Bereicherungen gibt es zwar (gern genannt wird Goethes „West-östlicher
Diwan“), aber es ist wohl keine Frage, daß Europa und auch Goethe gut ohne den
Islam fertig geworden wären. Die Grundlagen der europäischen Kultur sind die alten
Griechen und das Christentum. Die Araber nicht.
Genau darin besteht heute
die Stärke des Islam, daß dessen Kultur relativ wenig mit der europäischen
verbunden ist. Darauf beruht der Stolz der Muslime, daß sie dem europäischen
Liberalismus und Atheismus eine theokratische Tradition entgegensetzen können.
Nur als Antithese zum westlichen (also europäischen) Modell ist der Islam heute
wieder attraktiv. Die Muslime dürften sich also nicht gegen Gauck wenden,
sondern hätten sich gegen Wulff wenden müssen, der behauptete, zwischen dem
dekadenten Europa und der arabischen Welt bestehe kein wesentlicher Unterschied.
Da die Moslemvertreter
nicht dumm sind, kann der Grund ihrer Verärgerung nur taktisch sein. Nicht aus
inhaltlichen Gründen protestieren sie, sondern um die offenen Worte des deutschen
Staatsoberhauptes politisch für sich auszubeuten. Aha, der Bundespräsident
bezeichnet den Islam als fremd (was eigentlich gerade seine Stärke ist), also
muß Deutschland mehr für die Integration tun, sprich mehr Geld für Moslems
ausgeben.
Die entscheidende Frage
lautet deshalb: Was will Gauck mit seiner Äußerung bewirken, daß der Islam
nicht zu Europa gehört (was sachlich ohnehin klar ist)? Darauf liefert das „Zeit“-Interview
bereits die Antwort. Er könne diejenigen verstehen,
sagt Gauck, die fragen:
„Wo hat denn der Islam dieses Europa geprägt, hat er
die AUFKLÄRUNG erlebt, gar eine REFORMATION?“
Der Bundespräsident möchte also diejenigen
in Deutschland vertreten, die noch auf die Werte der Aufklärung und der
Reformation setzen, wie es der Philosoph Jürgen Habermas immer wieder getan hat.
Er möchte kämpferisch die Moderne gegen deren Verächter verteidigen
und sieht Deutschland als festen Teil der westlichen Wertegemeinschaft mit
einer besonderen Verantwortung, sich gegen autoritäre und inhumane
Entwicklungen zu wehren. Genau das hat Gauck mit seinem Israel-Besuch deutlich
gemacht. Wenn er sich nun gegen den Islam wendet, so sieht er den wachsenden
islamischen Einfluß in Europa als bedenklichen Rückfall in jene autoritären und
inhumanen Verhaltensweisen. Sie müssen nicht immer von den Nazis ausgehen.
Die Frage
ist, ob die Konservativen, soweit sie Gauck unterstützt haben, sich wirklich freuen
können. Gauck liegt eindeutig auf der Linie von Habermas und der „kommunikativen
Vernunft“. Er ist ein typischer Vertreter der Totalitarismustheorie, das heißt,
alles ist böse, was nicht liberal ist. Er ist gegen eine religiöse Autorität,
wie sie vom Koran oder auch vom Papst ausgeht, und für die protestantische
Gewissensfreiheit. Ist das konservativ? Zwar ist es konservativ im Vergleich
mit einem schrankenlosen Multikulti, gegenüber dem Islam ist es jedoch
eindeutig modern und „zersetzend“.
Der Fall
Gauck zeigt erneut, daß es unmöglich ist, innerhalb des bestehenden politischen
Diskurses eine Position zu finden. Um weiterzukommen, müssen wir diesen Diskurs
sprengen. Denn wer für Wulff ist, öffnet den Interessen der moslemischen
Einwanderer Tür und Tor. Wer hingegen für Gauck votiert, verteidigt genau die
Ideologie, die Europa zugrunde richtet. Das ist nämlich nicht der Islamismus –
der könnte höchstens die Früchte ernten – sondern es ist jener europäische
Geist, den Gauck mit Habermas gegen den Einbruch des Fremden verteidigen will. Und
wie könnte man diesen Diskurs sprengen? Nur durch das Erwachen des FREMDEN in
uns selbst – IM EUROPÄISCHEN ERBE.
Wer sich
auf den Anti-Islamismus (auch in der moderaten Form von Gauck) einläßt, muß
selbstverständlich für Israel sein. Nicht unbedingt für die aktuelle Politik
von Israel, obwohl es da auch schwierig ist, sich zu distanzieren, aber vor
allem für die „Holocaust-Religion“. Denn diese Religion – und längst nicht mehr
die Ideen von „Aufklärung und Reformation“ – steht heute in Konkurrenz mit der
islamischen Reaktion. Schließlich ist der neue Bundespräsident nicht zum Grab
von Martin Luther oder von Immanuel Kant gepilgert, auch nicht von Voltaire, sondern
nach Yad Vashem.
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