Montag, 14. Mai 2012

Urheberrecht


Das Urheberrecht für „Mein Kampf“ läuft in Kürze ab. Das Buch auf der Straße zu verteilen, wie es die Moslems gerade mit dem Koran machen, wird in Deutschland weiterhin nicht erlaubt sein. Aber in Griechenland zum Beispiel müßte es gehen. Dabei ist es ziemlich egal, was in dem Buch drinsteht, oder ob es jemand liest. Der bloße Titel bewirkt – ähnlich wie beim Koran – Angst und Schrecken.
"Mein Kampf" in Übersetzungen

Die griechischen Nationalsozialisten ("Goldene Morgendämmerung"), die am 6. Mai ins Parlament gewählt wurden, sind kein Einzelfall. Sogar an weltabgelegenen Orten finden sich vereinzelt „neonazistische“ Aktivitäten. Folgende Informationen stammen aus einem Artikel der linken Wochenzeitung „der freitag“ vom 03. August 2010:
Ultranationale Gruppen wie das "Weiße Hakenkreuz" verehren den Nationalsozialismus und mobilisieren gegen gesellschaftliche Randgruppen. Ihr größtes Feindbild ist China.
Sie führen die rechte Hand an die schwarzgekleidete Brust, dann schnellt der Arm zum Gruß an die Nation nach vorne: „Sieg Heil!“ Sie preisen Hitlers Hingabe an die ethnische Reinheit, dabei entsprechen sie mit ihren hohen Wangenknochen, ihren dunklen Augen und der braunen Haut nicht gerade dem arischen Ideal des Dritten Reichs. Nichtsdestotrotz hat eine neue Form des Nazismus eine ungewöhnliche Heimat gefunden: die Mongolei.
Das westliche Demokratie-Modell verliert in den aufstrebenden Ländern des Subkontinents an Überzeugungskraft.
Gruppen wie Tsagaan Khass („Weißes Hakenkreuz“) stilisieren sich als Patrioten, die sich gegen Kriminalität aus dem Ausland, maßlose Ungleichheit, Gleichgültigkeit seitens der Politik, gegen Korruption und für die kleinen Leute einsetzen. Doch ihre Kritiker werfen ihnen vor, Unschuldige zum Sündenbock zu machen und zu attackieren.
Die Anführer von Tsagaan Khass behaupten von sich, Gewalt nicht zu unterstützen, obgleich sie selbst ernannte Nazis sind. „Wir haben Respekt vor Adolf Hitler. Er hat uns gelehrt, wie man nationale Identität schützt“, erklärt ein 41-jähriges Gründungsmitglied, das sich selbst Big Brother nennt.
„Wir müssen als Nation gewährleisten, dass unser Blut rein ist. Das ist eine Frage der Unabhängigkeit“, erklärt der 23-jährige Battur und weist darauf hin, dass die Mongolei weniger als drei Millionen Einwohner hat. „Wenn wir uns mit den Chinesen vermischen, werden sie uns langsam verschlingen. Die mongolische Gesellschaft ist nicht besonders reich. Fremde kommen mit viel Geld und könnten sich unsere Frauen holen.“
Big Brother bekennt, dass er mit diesem Gedankengut durch nationalistische Gruppen in Berührung gekommen sei, die nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland entstanden. Die Mongolei zählte damals zu den Satellitenstaaten.“
Wörter wie „Chrysi Avgi“ und „Tsagaan Khass“ klingen richtig nach „Kanake". Man kann sie kaum aussprechen. Und doch kommt die Hoffnung eher von dort als aus Mecklenburg oder Sachsen. Schon weil hier immer mehr Alte sind, und dort junge gesunde Männer in Scharen darauf warten, von irgendwem gebraucht zu werden. Der Kapitalismus braucht sie nicht mehr. Soll man sie dem Koran überlassen?
Über den berühmtesten Mongolen bemerkte Adolf Hitler am 22. August 1939 vor den Oberbefehlshabers der Wehrmacht:
Unsere Stärke ist unsere Schnelligkeit und unsere Brutalität. Dschingis Khan hat Millionen Frauen und Kinder in den Tod gejagt, bewußt und fröhlichen Herzens. Die Geschichte sieht in ihm nur den großen Staatsgründer. Was die schwache westeuropäische Zivilisation über mich behauptet, ist gleichgültig.“

Bruder im Geiste: Dschingis Khan

In „Mein Kampf“ stehen solche Sätze nicht. Das Buch ist vor allem als Propaganda gedacht. Immerhin herrscht hier nicht so ein Durcheinander wie im Koran.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Eichmanns Ende

Gestern kam in 3 Sat noch einmal „Eichmanns Ende“, ein Dokumentarfilm von 2010. Danach die „Wannseekonferenz“, ein Dokudrama (Spielfilm) von 1984.

Wie kommt es, daß einem die Bösewichte in solchen Filmen menschlich immer so angenehm sind? Der Schauspieler Herbert Knaup wirkt als Adolf Eichmann richtig sympathisch. Liegt es daran, daß man voreingenommen ist (daß man es so sehen will)? Liegt es daran, daß die Filmemacher mit Absicht „gegen den Strich“ inszenieren, damit die Sache nicht so langweilig wird? Ein teuflischer Eichmann würde das Publikum nur enttäuschen, das wußte schon Hannah Arendt. Oder liegt es etwa daran, daß die Nazis wirklich so sauber und anständig waren??
Nichts von alledem: Die persönliche Integrität dieser Figuren ist einfach darauf zurückzuführen, daß sie einer Generation angehörten, wo man (egal ob Nazi, Kommunist oder Liberaler, ob Pfarrer, Maurer oder Beamter) im Normalfall (von Ausnahmen abgesehen) noch „anständig“ war und nicht so verkommen, wie wir es heute allesamt sind. Wir sind heute nicht deshalb verkommen, weil wir die falschen Werte haben oder nicht mehr an Gott glauben, sondern weil uns hundert Fernsehprogramme, hundert Schokoriegel und hundert Freunde auf Facebook korrumpieren. Wir sind in jedem Sinne „zugemüllt“ und schon selbst zum Abfall geworden.
Noch unter Adenauer waren die Leute „sauber“. Und selbst Rudi Dutschke oder Ulrike Meinhof sind als „anständige Menschen“ angetreten. Man braucht sie nur anzusehen. Es sind Leute, die als Kinder noch stillsitzen mußten. Es ist tatsächlich der Bruch von 1968, durch den sich der ganze Habitus ändert. Der Beginn liegt viel früher, doch da ist es offensichtlich geworden.
Wer im Müll lebt, und das tut auch der, der ihn ständig wegzuräumen versucht, dem merkt man das an. Erst in der Kleidung, dann in der Haltung, dann in der Figur und schließlich auch im Gesicht. So weit sind wir allerdings noch nicht. Sonst würden sich nicht immer wieder Schauspieler finden, die im Stande sind, den verschwundenen Menschentypus so überzeugend darzustellen. Die Substanz ist noch da. Die Leute müssen nur in ein anderes Kostüm schlüpfen, einen anderen Text reden, und schon sind es wieder die alten.

Eichmann in Jersulem 1961
Eichmann im Film 2010

Auch das kann sich über eine evolutionäre Anpassung an die totale Zivilisation, sprich durch die negative Selektion, eines Tages ändern. Es braucht gar nicht so lange zu dauern, dann sehen die Menschen nicht nur anders aus und handeln anders, sondern sind tatsächlich andere. Und das bei einem „rein arischen“ Stammbaum.


Mittwoch, 2. Mai 2012

Schädelvermesser

Das neueste Buch von Richard Dawkins gegen die Kreationisten trägt den Titel „Die Schöpfungslüge“. Es sind aber noch andere Lügen, die dort wieder einmal zum Vorschein kommen.

Wie gewohnt erklärt Dawkins die komplizierten Indizien, die für Darwins Evolutionstheorie sprechen, und widerlegt die rührend naiven Vorstellungen der Bibelgläubigen. In Kapitel 7 begegnet uns eine schöne Ansammlung von Schädelbildern. Sie gehören zu den verschiedenen „Urmenschen“, genauer den Zwischenstufen von Affe und Mensch. "Fehlende Menschen? Sie fehlen nicht mehr“, heißt das Kapitel. Die Kreationisten argumentieren besonders gern mit dem „Missing link“ zwischen Affe und Mensch. Dawkins entwirft einen amüsanten Dialog mit einer Kreationistin namens Wendy, die nicht einsehen will, daß es ein solches „Verbindungsglied“, das weder Affe noch Mensch bzw. beides zugleich ist, per definitionem nicht geben kann. Die Forscher bemühen sich nämlich, jeden Fund entweder der einen oder der anderen Seite zuzuordnen, da Mensch und Affe nun einmal die Spezies sind, von denen wir ausgehen. So schafft die Wissenschaft erst jene Eindeutigkeit, die Wendy für einen Beweis hält, daß es eine kontinuierliche Entwicklung vom Affen zum Menschen nicht gegeben habe.

Besonders interessant ist das Kriterium, wonach die Wissenschaftler ihre Zuordnung vornehmen. Dieses Kriterium ist in erster Linie die Schädelform, und zwar das Verhältnis zwischen Hinterkopf und vorderer Gesichtshälfte.

Neanderthaler
Steinheimer Urmensch
Australopithecus
Homo sapiens


Nun ist das Wort „Schädelform“ politisch derart verrufen, daß man es nur mit einem gewissen Schauern lesen kann. Habe ich mich durch die Lektüre solcher Seiten nicht bereits strafbar gemacht? Wenn wenigstens der evolutionsbiologische Zusammenhang ein völlig anderer wäre als bei den rassistischen „Schädelvermessern“, so daß es sich bloß um ein zufälliges Zusammentreffen handelte, wenn hier von Hinterköpfen und deren Ausprägung die Rede ist. Doch leider funktioniert die Argumentation bei Dawkins und seinen Fachkollegen ganz genauso wie bei Dr. Mengele: Je stärker bei einem aufgefundenen Schädel der Hinterkopf ausgeprägt ist, und das läßt sich messen, desto näher soll die entsprechende Spezies dem Homo sapiens in der Entwicklung stehen. Je niedriger umgekehrt der Hinterkopf und je weiter vorgeschoben der Unterkiefer ist, desto „affenähnlicher“ soll das Lebewesen sein.
Das Kritierum ist nicht etwa ästhetisch zu verstehen. Dawkins würde niemals behaupten, daß der Mensch „schöner“ oder „besser“ sei als der Affe. Fakt ist aber, daß sein Gehirn ein mehr als doppelt so großes Volumen hat. Und eine größere Gehirnmasse benötigt zur Unterbringung einen entsprechend ausgeweiteten Hinterkopf. Damit der Schädel aber insgesamt nicht zu schwer wird (Schädelknochen sind die dicksten Knochen), bildet sich der Unterkiefer in gleichem Maße zurück.
Die geistige Überlegenheit oder Unterlegenheit an der Schädelform abmessen zu wollen, ist demnach nicht abenteuerlich oder absurd, sondern zumindest naheliegend. Trotzdem muß es im Hinblick auf die menschlichen Rassen nicht das richtige Kriterium sein. Es könnten andere kompliziertere Zusammenhänge vorliegen. Das wäre zu untersuchen. Statt dessen wird aber die Schädelmessung rein polemisch als Zeichen kompletter wissenschaftlicher Ahnungslosigkeit hingestellt. Die ideologischen Fragen in der Biologie betreffen mit Sicherheit nicht nur den Kreationismus. Und obwohl Dawkins mit Recht darauf hinweist, wie mächtig die Fundamental-Christen in den USA heute sind, gibt es durchaus noch mächtigere Gruppen, die bis in die Naturwissenschaften hinein ihren Aberglauben verbreiten.
Selbst Richard Dawkins, der nicht zu den ausgesprochenen Gutmenschen gehört, hält es für nötig, einer politisch „mißverständlichen“ Interpretation seiner Ausführungen vorzubeugen. Man darf es nie vergessen: Das Schlimmste, was heute passieren könnte, wäre ein renommierter Biologe mit „rechtsextremen“ Ansichten. Solche Ansichten dürfen nur Nicht-Biologen äußern wie der Extremist Jürgen Rieger oder der Populist Thilo Sarrazin, die schon auf Grund mangelnder Ausbildung wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen sind.
Echte Wissenschaftler müssen sich davon abgrenzen, sonst würden sie ihre Autorität einbüßen. Und nicht zuletzt wegen der Autorität hat der Wissenschaftlicher seine schwierige Ausbildung gemacht. Deshalb kommt in dem fiktiven Dialog auch folgende Stelle vor:
Wendy: „Die Philosophie der Evolution kann zu Ideologien führen, die für die Menschen so zerstörerisch gewesen sind…“
Richard: "Ja, aber wäre es da nicht ein guter Gedanke, nicht nur auf die falsche Deutung des Darwinismus hinzuweisen, der politisch heimtückisch mißbraucht wurde, sondern den Darwinismus zu verstehen? Dann wären sie in der Lage, diesen entsetzlichen Mißverständnissen entgegenzutreten.
Auch Richard Dawkins macht also die Verbeugung vor der Menschenrechtsideologie und läßt sich dabei so weit verdummen, daß er allen Ernstes behauptet, wir sollten uns mit der Evolutionslehre beschäftigen, um dem Rechtsextremismus vorzubeugen: „Genetik gegen rechts“.
Sicher ist es nicht falsch, pseudowissenschaftlichen Rassisten mit korrekten biologischen Argumenten entgegenzutreten. Doch beherrschen ja nicht die pseudowissenschaftlichen Rassisten die öffentliche Meinung, wie es vielleicht zwischen 1933 und 45 in Deutschland einmal der Fall war, sondern es sind die Menschenrechtsideologen, die inzwischen fünfmal so lange und in der ganzen Welt die öffentliche Meinung beherrschen. Und die Kreationisten setzen der Humanitätsduselei noch die Krone auf, indem sie behaupten, die Erde sei für den Menschen da. Das weiß Dawkins ganz genau, sonst würde er nicht unverdrossen den Darwinismus propagieren. Trotzdem macht er etwa in der Mitte seines Buches den obligatorischen Rückzieher. Warum? Nachdem er sogar im Ruhestand ist, kann dem Wissenschaftler niemand mehr etwas anhaben. Doch hat er die „politische Korrektheit“ so weit verinnerlicht, daß sein eigenes Gewissen ihn zu solchen Einlassungen zwingt.
Das Wort „verinnerlichen“ stammt aus der Psychologie, das Wort „Gewissen“ aus der Theologie, aber beides ist von der herrschenden Ideologie keineswegs so unabhängig, wie behauptet wird. Das Gewissen als verinnerlichte herrschende Ideologie läßt sich nur negieren, wenn man innerhalb eines geschlossenen Kreises von Leuten lebt, die die herrschende Ideologie ebenfalls nicht teilen. Das ist bei Dawkins sicher nicht der Fall. Er lebt trotz seiner ketzerischen Art („The Devil’s Chaplain“) inmitten der etablierten Meinungsführer. Und nur da kann er eine Wirkung auf die öffentliche Meinung ausüben. Wer innerhalb jenes Kreises von Andersgläubigen lebt und sich von der herrschenden Zensur völlig frei gemacht hat, der ist automatisch auch in dem berühmten „Ghetto“, aus dem heraus keine nennenswerte Wirkung mehr möglich ist, weil alle Wege nach draußen abgeschnitten sind. Macht man sich diesen Zusammenhang klar, dann scheint es keine Hoffnung zu geben. Es gibt aber Hoffnung, weil es die historische Entwicklung gibt. Wie die Evolution bringt sie Dinge hervor, die sich vorher niemand träumen läßt.
Was aber die übelste Folge der Abgrenzung ist: Heute schwärmen fast nur noch diejenigen von der überlegenen Intelligenz der Weißen, die dafür das allerschlechteste Beispiel sind. Denn die wirklich Intelligenten haben längst begriffen, wie sehr ihnen solche Ansichten schaden. Eine Dummheit der Rassisten besteht zum Beispiel darin, die (wahrscheinliche) Herkunft des Menschen aus Afrika zu leugnen, weil sie nicht gern „vom Neger abstammen“ wollen. Wie bei Dawkins dargetan, sprechen aber alle bisherigen Knochenfunde für Afrika als die „Wiege der Menschheit“. Alle Menschenrassen stammen demnach aus der gleichen Horde, die einst in Afrika sozusagen von den Bäumen herunter kletterte. Einige von ihnen sind dann weitergewandert und haben sich dabei allmählich von der Urform wegentwickelt. Sie sind bei abnehmender Sonneneinstrahlung ausgeblichen und nahmen die gelbe oder weiße Hautfarbe an. Ihre Schädelform veränderte sich und möglicherweise auch ihre Denkungsart. Warum sollte ein weißer Rassist das leugnen? Weil manche eben nicht bis drei zählen können.